Interview von Riet van Dorst für die Lokalzeitung „De Zeeheld“.
Marius Broeders Zirkus, Varieté, Straßentheater und Musik.
Bühne – Werkstatt – Wohnwagen.
Nachdem ich an einem „Drum-Percussion-Bike“ vorbei navigiere und beinahe mit dem „Funkelnde Vielfraß“ kollidiere, werde ich in einem der beiden Wohnwagen von Marius willkommen geheißen. Diese Mancave steht stolz inmitten seiner Werkstatt. Aus den Regalen ragen prall gefüllte Koffer mit Dekoartikeln, Künstlerkleidung und Requisiten. Nein, Marius räumt nicht auf. Jede Kordel, jeder Draht, jedes Holzstück, jede Dose und jede Kappe kann für seine handwerklich gefertigten Musikinstrumente verwendet werden.
Schon als Junge konnte er nicht still sitzen. Der mir geschenkte Stift musste zunächst auseinandergenommen werden, bevor man damit schreiben konnte. Mit 14 Jahren kaufte er sich vom Geld seines ersten Ferienjobs Werkzeug. Marius hatte sein ganzes Leben lang Werkstätte. Das war sogar wichtiger als eine Wohnung.
TUN, … erforschen wie etwas funktioniert und „aus dem Nichts“ etwas Schönes erschaffen, ist sein Motto.
Circus Caprioli
Er absolvierte eine Ausbildung zum Schauspiellehrer in Leeuwarden. Er reiste musizierend durch Europa und entdeckte, dass ihm Clownerie, Improvisation und Interaktion mit dem Publikum lagen. Nachdem er 5 Jahre als Schauspiellehrer gearbeitet hatte, trat Marius 1984 dem Circus Caprioli bei. Ein Straßenzirkus mit 2 Musikern und 4 Zirkusartisten.
Jonglieren, Akrobatik, Clownerie, Live-Musik usw. Sie lernen hauptsächlich durch das eigene TUN. „Es ist die Vielseitigkeit dieses Zirkus, die mich reizt. Mal bin ich Zirkusdirektor, mal Clown, mal Musiker oder eine andere Theaterfigur. Ich liebe es, mich schnell umzuziehen und in eine andere Rolle zu schlüpfen.“
„Neue Nummern ausdenken und sofort aufführen, vor Publikum. Nicht zu viele Proben, denn das Programm wächst gerade durch die Reaktion des Publikums. Sich im jeweiligen Moment einstimmen und agieren und auf unerwartete Ereignisse reagieren.“
„Genau diese Freiheit ist unsere Stärke!“ Marius versichert es mir mit Gewissheit. „Wir lassen uns nicht so leicht beeindrucken, wenn zum Beispiel etwas anders läuft. Und wir haben auch keine Angst davor, dass etwas schiefgehen könnte. Wir improvisieren und fordern uns gegenseitig und das Publikum heraus.“
Aus der Sechsergruppe ging ein Paar hervor. Mit verschiedenen Programmen, darunter „Die Schrecklichen Mendozies“. Spannende harte Männer, die mit einer großen Portion Humor Nummern wie Feuerspeien, über Glasscherben laufen, in Seilen hängen und Szenen mit dem König der Handschellen aufführen. Bis 2022 spielte das Duo im ganzen Land. Die Liebe zum Clown blieb auch im Clown-Duo Floepie de Flapzak bestehen.
Der Musikalische Schmied
Stolz führt mich Marius zu seinem zweiten Wohnwagen: seiner Walhalla, komplett umgebaut zur Musikbühne! Seine musikalischen Erfindungen/Experimente, die er ganz alleine spielt, sind allgegenwärtig: das einsaitige Diddly Bo oder die akustische mechanische Leslie-Posaune.
„Der Musikalische Schmied zeigt dass man mit einfachen (Abfall-)Dingen großartige Musik machen kann. Ich demonstriere, erkläre alles und improvisiere, um die schönste Musik zu machen. Als Kleinkind sah ich einen Clown mit einer Zugposaune und weiß noch genau, welche Melodie er spielte. Genau das wollte ich. Mit 10 bekam ich meine geliebte Zugposaune und mit 16 eine Gitarre. Die Akkorde erlauben es mir, mir die Freiheit zu nehmen und mitzusingen. Genau das musste es sein!"
Das Tüfteln in Werkstätten, das handwerkliche Können und die Musikalität kommen bei Der Musikalische Schmied zusammen. Kombiniert mit seinen anderen Talenten: Zirkus, Theater, Kleidung und Dekoration.
„Der Spaß am Machen und der Spaß am Spielen. Menschen überraschen und ihnen Freude bereiten, sie erleben lassen, dass mehr möglich ist, als man denkt. Einfach MACHEN! Das Publikum begeistern“, sagt dieser Querdenker.
„In den Ruhestand gehen? Oh nein! Ich fühle mich immer noch wie derselbe kleine Junge aus dem Kindergarten.“